Editorial: Frankreich kämpft gegen die Krise
Lieber Leser,
Ein staatliches Krisenprogramm jagt das andere. Frankreich stemmt sich gegen die Attacken der Finanzwelt. Das Land möchte ein glaubwürdiger Partner bleiben und sucht eine noch stärkere Anlehnung an Deutschland. Die Aussichten sind aber weder von der staatlichen Schuldenseite noch von den wirtschaftlichen Planzahlen sehr positiv.
Frankreich muss u.a. seinen hohen Anteil an öffentlichen Ausgaben, der für 2011 bei 56,3% des BSP liegt (in Deutschland 46%), abbauen, um - wie angekündigt – in 2013 die Defizitregeln von Maastricht erfüllen zu können. Dies führt zu drastischen Einsparungen der Staatsausgaben, denn auf der Einnahmenseite ist ein weiterer bedeutender Anstieg der Steuern und Abgabenquote nicht mehr vertretbar. Die Gehaltsbezüge der Bediensteten des öffentlichen Dienstes – mehr als 25% aller französischen Arbeitnehmer arbeiten direkt oder indirekt für den Staat – und die hohen staatlichen Sozialaufwendungen werden besonders von diesen Maßnahmen betroffen sein. Für 2016 soll der Anteil der öffentlichen Ausgaben dann bei einem immer noch weit überhöhten Satz von 52,8% des französischen BSP ankommen.
Auch die Wirtschaftskrise hat Frankreich erreicht. Für das vierte Quartal 2011 wird von einem Nullwachstum ausgegangen, und die Prognosen der Wirtschaftsinstitute sehen für 2012 nur noch eine äußerst geringe Progression vor. Der Staat stoppt, wo er kann, die angekündigten Entlassungspläne von Industriegruppen. Die hohe Arbeitslosenquote von ca. 10% wird aber auch in 2012 nur schwer zu verringern sein.
Erstaunlicherweise werden die staatlichen Sparmaßnahmen von der öffentlichen Meinung nicht abgelehnt. Es bleibt zu hoffen, dass der Reformwille – trotz Wahljahr – erhalten bleibt.
Wir wünschen Ihnen eine beschauliche Vorweihnachtszeit und einige Anregungen bei der Lektüre.
Ihre DiagnosticNews-Redaktion