Demokratisierung der Eliteschule „ENA“

Veröffentlicht auf von Coffra

Ein weiterer Versuch der Regierung

Die von Präsident Sarkozy bereits im Januar 2008 angekündigte Reform der Kaderschmiede für die Elite der französischen Verwaltung („Ecole Nationale de l’Administration“, „ENA“) soll nach vielen Schwierigkeiten noch in dieser Legis­latur­periode definitiv umgesetzt werden. Um was geht es?

Bisher erhalten die 15 Jahrgangsbesten, auch „bottes“ (Stiefel) genannt, von den insgesamt 80 Absolventen der „ENA“ automatischen Zutritt zu dem innersten Kreis der hohen französischen Staats­diener („les grands corps“). Hierzu zählen die Generalinspektion der Finanzen („Inspection Générale des Finances“), der oberste Verwaltungsgerichtshof („Conseil d’Etat“) und der Staatsrech­nungshof („Cour des Comptes“).

Dies soll sich nun ändern und die direkte Verteilung der hohen Verwaltungsposten an die „bottes“ eingestellt werden. In dem neuen Verfahren ist vorgesehen, dass jeder Schulabgänger ein anonymes Bewerbungsschreiben an das Innenministerium senden kann. Die Entscheidung über die Einstellung eines Absolventen soll danach vom Arbeit­geber (Staat) und einer unabhängigen Kommission getroffen werden.

Die Reform wurde bisher mit Erfolg mit den unterschiedlichsten Argumenten blockiert. Hingegen wurde u.a. vorgetragen, dass der französische Staat der einzige Arbeitgeber auf der Welt sei, der seine Mitarbeiter nicht auswählen könne, sondern deren Zuteilung erdulden müsse. Staatspräsident Sarkozy fand es sogar schockierend, dass ein bestandener Wettbewerb (d.h. Abschluss der „ENA“) mit 25 Jahren für den Verlauf einer ganzen Berufskarriere ausschlaggebend sein könnte. Doch die Präsidentin der Vereinigung der ehemaligen „ENA“-Absolventen, Christine Demesse, beharrt weiterhin darauf, dass das bestehende System immer noch das Objektivste sei.

Sollte das hierzu angekündigte Zusatz­gesetz von beiden Kammern gebilligt werden, was nach der Mehrheit der Linken im Senat nicht einfach sein wird, so könnte ein Dekret frühestens für die Abgänge Ende 2014 die gewünschte Änderung herbeiführen.

Die traditionelle „ENA“ und der Zugang zu den höchsten Staatsämtern werden damit noch einige Zeit nach den alten Spielregeln bestehen bleiben.

Veröffentlicht in Aktuell

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